Wildtiere im Wienerwald: Infos & Tipps - Teil 2

Wildschwein

Hier sind weitere wichtige Ergänzungen, Informationen und Tipps zu der Geschichte rund um Wildtiere im urbanen Raum

Aktuelle Informationen

"Im Ortsgebiet von Purkersdorf mit rund 3000 Hektar und 80 Prozent Waldfläche werden jährlich bis zu 80 Wildschweine erlegt. Das bedeutet eine hohe Wilddichte in diesem stark zersiedelten Gebiet, die eine starke Bejagung erfordert", sagt Revierleiter Fritz Holzinger. „Diese kann durch Nachtspaziergänge oder Querfeldeinwanderungen beeinträchtig werden. Es ist wichtig, dass Menschen auf den Wegen bleiben“, ruft er auf.

In nächster Zeit würden auch jagdliche Sperrgebiete für Bewegungsjagden markiert, diese kurzfristigen Sperren tragen zu einem höheren Jagderfolg bei. Holzinger wünscht sich mehr Verständnis seitens der nicht jagenden Bevölkerung. 

Rehe und Hirsche gebe es mehr als der Lebensraum tragen kann, bestätigt Klaus Hackländer. Hinzu kämen, so der Wissenschaftler und Univ. Prof. für Wildtierbiologie und Jagdwirtschaft an der Boku Wien , Probleme durch den Klimawandel: „Die Wälder brechen zusammen unter Trockenstress, Borkenkäferbefall, wenig Klimaresistenz durch zu viele Monokulturen. Die neuen Mischwälder mit jungem Laubwald sind wiederum reizvoll für das Wild. Die Sache ist komplex“.

5 Tipps für das Zusammenleben von Mensch und Tier

  • Bitte Abstand halten! Versuchen Sie nicht Tiere zu streicheln, anzulocken oder zu fangen. Stören Sie keine Nist- und Ruheplätze. Führen Sie Hunde an der Leine. Beobachten sie Wildtiere mit Abstand.

  • Bitte nicht füttern! In urbanen Gebieten herrscht ein Nahrungsüberangebot. Obst und Biomüll entsorgen und Komposthaufen umzäunen und abdecken.
     
  • Garten und Balkon gestalten! Wiese, Laubhaufen, Stauden und Hecken für Igel. Körner und frisches Wasser sind im Winter UND im Sommer sehr fein für Singvögel. Nüsse für Mäuse, Eichhörnchen und Siebenschläfer genauso.

  • Bitte auf markierten Wegen bleiben! Lassen Sie Tieren im Morgengrauen ihre Ruhe. Wald und Wiese sind das Wohnzimmer der Wildtiere. Vorsicht mit dem Fahrrad oder beim Paragleiten – das plötzliche Erscheinen eines Menschen, kann Tiere großem Stress aussetzen.

  • Tiere in der Natur belassen! Lassen sie scheinbar hilfsbedürftige Tiere in ihrem Lebensraum – uns fehlen Kenntnis und Infrastruktur und gerade bei den Kleinen ist das Muttertier oft nicht weit. Bei Unsicherheit kontaktieren Sie die richtigen Stellen (siehe oben).

Informationen - Dr. Raoul Wagner - Kanzlei Hopmeier, Wagner, Kirnbauer

Haftung für Schäden von Wildtieren: Der Jagdausübungsberechtige ist verpflichtet "vom Wild verursachten Schaden (Wildschaden), sofern dieser nicht auf Grundstücken eingetreten ist, auf denen die Jagd ruht, nach den Vorschriften dieses Gesetzes zu ersetzen". 

Die Jagd ruht auf Friedhöfen, in Häusern und Gehöften samt den dazu gehörigen, durch Umfriedung vollständig abgeschlossenen Höfen und Hausgärten, auf Flächen, wo Wild gehalten wird und auf öffentlichen Anlagen. --> Das bedeutet, dass Schäden auf Flächen, wo die Jagd ruht, nicht ersetzt werden, zB in Hausgärten.

Weiters: Jagdausübungsberechtigten sind befugt, sich Wild, das sich auf den Grundstücken, wo die Jagd ruht, gefangen wurde oder verendet ist, sowie etwa Eier von Federwild anzueignen und angeschossenes oder krankes Wild zu töten.

Außerdem: Im Falle eines Überhandnehmens von Füchsen, Mardern, Wölfen, Hasen, wilder Kaninchen oder Wildschweine auf Flächen, auf denen die Jagd ruht, kann die Bezirksverwaltungsbehörde den Jagdausübungsberechtigten beauftragen, nach Verständigung des Grundeigentümers, Wild zu fangen oder auch zu erlegen.

Wann an wen wenden?

Es gibt in den jeweiligen Jagdgebieten unterschiedliche Ansprechpersonen. In den Siedlungsgebieten sind je Gemeinde die Jagdgenossenschaften verantwortlich. Jede Gemeinde kann Auskunft zu den Pächtern geben. Große Waldbesitzer wie die Bundesforste verwalten Ihre Eigenjagdgebiete selbst, wo der zuständige Revierleiter erster Ansprechpartner vor Ort ist. Tief im Thema ist außerdem der Biosphärenpark in Purkersdorf (Kontakte).

In Wien ist die MA49 zuständig. Für Fragen zu heimischen Wildtieren und zur Meldung von verletzten oder verwaisten Wildtieren in Wien steht die Hotline +43 1 4000 49090 zur Verfügung. Die Wildtier-Hotline ist täglich (inklusive Sonn- und Feiertage) von 07:30 - 22:00 Uhr besetzt.

Außerdem hilft die freiwillige Wildtierhilfe, manchmal auch ein versierter Verterinärmediziner. Infos finden und Beobachtungen eintragen kann man auf stadtwildtiere.at und weitere Infos rund um Wildtiere finden sich hier bei der vetmeduni Wien.

Abschließend erzählt Kerschbaumer: „Kürzlich habe ich einen benommenen Waldkauz mit Gesichtsverletzung an die Tierrettung übergeben. Er wurde in der Auffangstation in Laxenburg versorgt.“ Kerschbaumer möchte über den Jagdverein Purkersdorf verstärkt Aufklärung zum Umgang mit Wildtieren für die Bevölkerung bieten. Eine Kontaktmöglichkeit zum Jagdclub besteht in Kürze am Purkersdorfer Adventmarkt ab 24. November, zum Stand lädt der Jäger herzlich ein.

03.11.2023