Jonas Pils, FF: „Im Einsatz kann ich mich verlassen“

Jonas Pils, FF Purkersdorf

Ein spannendes Interview mit Jonas Pils, 22, Tischler und Gruppenkommandant, Sachbearbeiter Nachrichtendienst, Jugendbetreuer und Löschmeister bei der Freiwilligen Feuerwehr in Purkersdorf. Geführt von Bernd Dorner in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Purkersdorf. Link zum Podcast mit Jonas Pils. Hier ein Ausschnitt:

Du bist seit zehn Jahren bei der Freiwilligen Feuerwehr in Purkersdorf, was waren Deine gefährlichsten Situationen bisher?

Unsere Einsätze reichen von Bränden bis zum Verkehrsunfall. Gefährlich wird es, wenn etwas nicht berechenbar ist. Ich habe mehr als 400 Einsätze hinter mir, aber eine gefährliche Situation war ein Scheunenbrand. Wir mussten riesige 100-Kilogramm-schwere, gestapelte Heuballen aus der Scheune bringen. Da war alles in Bewegung, das war eine Herausforderung. Ein Großeinsatz war der Scheunenbrand in Wolfsgraben 2020, ausgelöst durch einen unsachgemäß beheizten Ofen. Da war unser gesamter Abschnitt mit neun Feuerwehren von Purkersdorf bis Pressbaum mit 29 Fahrzeugen im Einsatz. Ich war acht Stunden vor Ort. Wir mussten löschen und umfangreiche Aufräumarbeiten durchführen, um alle Glutnester einzudämmen. Das Wohnhaus konnten wir retten. Ein unglücklicher Zufall: das neue Auto eines Feuerwehrkameraden ist ausgebrannt.

Wie läuft ein Einsatz ab?

Es gibt klare Vorgaben je nach Schweregrad des Alarms. Wir haben viele aktive Mitglieder und vier Dienstgruppen. So habe ich einmal im Monat eine Woche von Mittwoch bis Mittwoch Dienst und stehe auf Abruf bereit, sodass ich in wenigen Minuten bei der Feuerwehr bin. Ab 16 Jahre bis 65 kann man am aktiven Dienst teilnehmen. Der Hauptgrund für unsere Einsätze ist leider Unaufmerksamkeit.

Was magst du gar nicht?

Gaffer an Unfallorten. Ich finde diese Sensationsgeilheit unangebracht, sie hat sich leider durch Social Media gesteigert. Menschen in Not haben ein Recht auf Privatsphäre. Deshalb schirmen wir ab mit aufblasbaren Wänden, Decken oder wir stehen selbst rund um den Unfallort.

Bei der Feuerwehr ist man freiwillig tätig. In Österreich gibt es nur sechs Berufsfeuerwehren, aber mehr als 3000 Freiwillige Feuerwehren. Wie erklärt sich diese große Bereitschaft freiwillig mitzuarbeiten?

Stimmt, das ist besonders. Das liegt wohl auch an den vielen kleinen Gemeinden. Es entsteht so ein Zusammenhalt, wir lernen früh für andere da zu sein und aufeinander zu schauen. Ich finde das schön.  

Warst du schon mit toten Menschen konfrontiert?

Einmal mussten wir eine Wohnung öffnen. Wir haben den Windfang im Garten benutzt, die Tür war morsch und ist gebrochen, es gab dann nur eine kleine Lücke zum Durchkriechen. Ich wurde eingesetzt und bin unglücklicherweise direkt auf eine Person gefallen, die über eine Treppe gestürzt und bereits tot war. Hinter jedem Einsatz steht ein Schicksal. Das ist nicht immer leicht, aber es gibt ausgebildete Peers, mit denen man in schwierigen Momenten sprechen kann.

Was magst du an der Feuerwehr?

Hier gibt es eine besondere Kameradschaft. Das ist nicht nur eine Mitgliedschaft, sondern wir halten zusammen, sind kompetent und im Einsatz können wir uns voll aufeinander verlassen.


22.02.2024