Jone Hildegard _ Gedichte


GEDICHTE VON HILDEGARD JONE

Wie bin ich froh!
Noch einmal wird mir alles grün
und leuchtet so
noch überblühn
die Blumen mir die Welt!
Noch einmal bin ich ganz ins Werden
hingestellt
und bin auf Erden.


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Wie zart und scheu die Schöpfung will beginnen!
Ganz leise wird die Erde grün,
beginnt an Gott sich heiter zu besinnen.
Noch träumt sie erst das Fliederblühn.
Der Baum - o goldnes Aufatmen der Erde! -
scheint in die große Träne Teich,
besinnt sich grün nach allem Winterleide.
Die Hoffnung macht schon lebensreich.
Wie zart und scheu die Schöpfung will beginnen!
So selten wird’s dem Herzen Glück.
Wie wollt’ ich weitend mich an Gott besinnen
im Lenz von deinem Augenblick.

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Im ersten Frühlingsabendregen
- hört ihr es? hört! -
die erste Amsel singt.
Hört ihr es? Die Verheißung klingt.
Ach, welch namenloses Gottbewegen!
Die Schöpfungstage kamen wieder,
schon probt die Amsel ihre Lieder:
Hast du es a u c h vollbracht?
Bist nun auch d u erwacht?
Zu Gottes Preis: - so sei’s! so sei’s ! -
ach! - bist du glücklich? - jenen hohen Sang.
Da tönt ein nie gehörter Herzensklang:
- doch - dann! doch - dann! -
Was da mein Herz für einen Trost gewann!

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Nacht- und Tagesstunden gleiten
tönend über alle Saiten
meiner armen Seele.
Ach wie ich mich quäle,
Diese Töne zu behalten,
Die im Herzschlag mir verhallten.
Werd von fern gespielt,
nie den Klang verhielt
meines Herzens bangstes Beben
Zeit geht mir auf Tod und Leben.
Webt er ferne schon
jener letzte Ton,
welcher mich verklingen macht?
Ob der erste ihm erwacht,
Todeswiderhall
und die andern all?
Ganzes Lied vor Gottes Ohr
trag ein Herzenssturm empor!

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Erst wenn der Erde Lebensgüter alle
gerecht verteilt sind, werdet ihr es schau’n,
wie sehr das Herz noch hungert, friert und leidet,
wie sehr es dürstet, wie es sehnend lechzt.
Nach allen Forderungen werdet ihr es sehen,
nach letztem Nehmen, dass ihr geben müßt:
dass zwischen goldnen Ernten ihr verhungert,
wenn ihr der Liebe Brot dem anderen nicht reicht,
dass zwischen frischen Brunnen ihr verdurstet,
wenn ihr des andern Durst nach Gott nicht löscht.

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Das ist die schrecklichste Gefahr, dass viele sich gewöhnen,
dass jetzt für viele andre auf der Welt kein Raum mehr ist.
Warum für dich und dich, wenn nicht für diesen Armen?
Kannst du die Luft noch trinken, schauen noch das Licht,
du Habender, du dich Erfreuender auf Gottes Erde,
wenn du die aus ihr Flüchtenden nicht zu dir kommen läßt?
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