Hans Haninger: „Ich liebe die Natur und die Tiere“

Landwirt Hans Haninger an seinem Gemüsestand am Purkersdorfer Bauernmarkt.

„Ich bin wirklich gut aufgestellt“, sagt Hans Haninger, der seit der ersten Stunde am Purkersdorfer Bauernmarkt seinen Stand betreibt. Es ist jener Stand nahe dem Parkplatz am Hauptplatz, an dem sich immer lange Schlangen bilden, denn sein Gemüse mögen viele. Im ersten Jahrzehnt am Markt war noch sein Vater federführend, er ist inzwischen leider verstorben.

„Gut aufgestellt“ ist Hans Haninger, weil „die ganze Verwandtschaft mithilft“, und er lacht: „Sonja, Hilde und Walter sind am Bauernmarkt dabei, meine Freundin Jacqueline ist am Hof sehr engagiert, der Eder Bub unterstützt mich und manchmal meine Töchter“. 

Hans Haninger arbeitet hart und hat trotzdem Freude am Landleben. Er steht täglich vor sechs Uhr auf, betreut 200 Hühner, bis zu 300 Schafe und eine 200 ha große Landwirtschaft in Eggenburg. Ebenso dazu gehört das Führen der vorgeschriebenen, umfassenden Aufzeichnungen rund um die Bewirtschaftung. „die Tage sind voll, es viel zu tun, aber ich kann mir nichts anderes vorstellen“, sagt Haninger.

Hans ist auf Zack

Am Purkersdorfer Bauernmarkt kennt ihn jeder und jede, der Hans ist auf Zack. Wenn die Kundschaft fünf Gemüsesorten im Sackerl vermischt, kein Problem, so schnell kann man gar nicht schauen, ist alles einzeln und korrekt gewogen, in der Kasse erfasst und wieder ins Sackerl geschlichtet. Schmäh führen und plaudern, das geht so nebenbei, das hat ja schon der Papa gut können. Die rund 400 Kunden und Kundinnen, die mag er alle gern. Der Markt in Purkersdorf ist einfach fein. Das finden viele Standler und verweisen dabei auf die „gute Seele des Marktes“: Inge Haas.

Sein Angebot ist umfassend: es gibt alle erdenklichen Gemüsesorten, wie sämtliche Rübensorten, Kohl, Zwiebel, Salate oder Kartoffel, saisonal auch Spargel, Zucchini, Tomaten und einiges an Obst wie Äpfel, Birnen, auch Erdbeeren oder Marillen und viele frische Kräuter. Das Gemüse wird beim Anbau mit Netzen vor Ungeziefer geschützt, Pflanzenschutzmittel würden nicht verwendet, erklärt Haninger. Außerdem im Angebot: Eier – dazu werden Sauerkraut, Rote-Rüben-Salat oder Saure Gurken im Glas selbst gemacht – letztere übrigens nach dem ursprünglichen Rezept aus Böhmen. 

Aus Böhmen vertrieben, in Eggenburg angekommen

Aus Böhmen wurden seine Vorfahren im Zweiten Weltkrieg, wie viele Sudetendeutsche, vertrieben, auch das Hab und Gut wurde ihnen genommen, erinnert sich Haninger an Familienerzählungen. So hat sich die Familie in Eggenburg im Waldviertel angesiedelt. Das Gurkenrezept ist geblieben, und man könnte auch sagen, der Hans hat Hab und Gut wieder erarbeitet, denn in den letzten Jahren hat er einige Landwirtschaften dazugekauft und sein „kleines Reich vergrößert“, das er täglich hegt und pflegt. Für ihn bedeuten das 60 bis 80 Wochenstunden Arbeit, für viele unvorstellbar. Er meint: „Ich mag die Arbeit, die Natur und die Tiere.“

Die Hälfte der 200 ha wird als Landwirtschaft geführt, die andere ist Grünland für die Tiere. Beim Bestellen helfen Traktoren, die teils automatisiert fahren, „schwierig ist es am Waldrand, denn dort verzögern sich die Satellitensignale, die via GPS-System die Traktoren steuern“.

Zuckerrüben, Raps, Kartoffeln, Weizen und Sonnenblumen nehmen die größten Anbauflächen ein, die nach der Ernte von anderen Betrieben weiterverarbeitet werden. Viel geht an die großen Handelsbetriebe, manches verkaufe er ab Hof, vor allem seit Jacqueline sich für den Biolandbau begeistere. „Ein neues Glashaus für Gemüse könnte bald entstehen und ein Online-Shop“, kündigt Haninger an. 

Für seine Schafe ist der 55-Jährige junggebliebene Bauer auch Geburtshelfer, bis zu 60 Lämmer begleitet er alljährlich auf dem Weg ins Leben. Es sind Tiere, die nach der Schlachtung bei den großen Supermarktketten im Regal zu finden sind. 

Der Klimawandel wirkt sich aus

Was man von Haninger, wie auch der Fischhändler Pinter, erfährt, sind die deutlichen Veränderungen aufgrund des Klimawandels. In den letzten zehn Jahren habe er einiges umgestellt: „Durch die Wärme können Petersilie, Dille, Porree oder Trauben draußen überwintern. Gleichzeitig ist durch die Hitze, zu wenig Wasser im Boden. Es braucht mehr Bewässerung, die Wiese kann nur zweimal anstelle wie früher vier Mal geschnitten werden. Auch den Borkenkäfer, der die Nadelbäume zerstört hat, haben wir dem Klimawandel zu verdanken“, so Haninger.

Hans Haninger hat auch privat harte Zeiten gemeistert. Seine Frau verstarb im jungen Alter von 38 Jahren und der Landwirt musste nicht nur seine Arbeit tun, sondern auch die beiden Kinder, Vanessa und Corinna mit gerade mal 6 und 12 Jahren, versorgen: „Es war ein schlimmer Schicksalsschlag“. Auf der Suche nach der richtigen Partnerin hat er es „“aus Spaß“ bei „Bauer sucht Frau“ auf ATV probiert- Darüber amüsiert er sich heute: „Das war eine lustige Erfahrung, aber Frau habe ich keine gefunden“. Inzwischen ist er wieder angekommen, seine Kinder sind erwachsen und die Energie kann in die Arbeit fließen.

Hat Hans doch mal Zeit, geht er gern essen, „aber ich mag nur selbst hergestellte, frische Produkte“. Er geht auch zur Kirche, ist gläubig, und manchmal fährt er in die Berge, geht schwimmen und sehr gern, aber selten, auch tanzen.

Bild: Landwirt Hans Haninger an seinem Gemüsestand am Purkersdorfer Bauernmarkt.

03.04.2024