Papierene Kalorien und wurmige Erbsen

Felicitas Ruhm

Im Jahr 1940 zog Felicitas Ruhm als kleines Mädchen mit ihrer Familie von Wien nach Purkersdorf „ins Grüne“ und ist bis heute Purkersdorferin geblieben. Ihr Vater war der legendäre Koch Franz Ruhm, Österreichs erster Radio- und Fernsehkoch, Verleger und Autor von Kochbüchern und Kochzeitschriften. Das „Franz Ruhm Kochbuch“, ein Klassiker der österreichischen Kochkunst, ist auch heute noch in immer wieder neuen Auflagen erhältlich. Medienberichte bescheinigten Franz Ruhm eine „überraschende bühnentechnische Gewandtheit“ und sein schriftstellerisches Talent, sachliche Kücheninformationen auf manchmal launige Art und Weise zu präsentieren, trug nicht unwesentlich zu seinem Erfolg bei. „Der Gerhard Tötschinger hat den Papa sehr verehrt“, erzählt Felicitas Ruhm „und hat oft eines seiner Bücher unterm Arm gehab, wenn er Essen gegangen ist.“

In den Sammlungen des Wien Museums befindet sich heute ein Teil des Nachlasses von Franz Ruhm. Hier fand am 28. Mai eine Lesung statt, die sich den Hungerjahren nach dem Zweiten Weltkrieg widmete, in denen der Koch Rezeptbroschüren zur schwierige Versorgungslage publizierte, um zu zeigen, wie man mit Ersatzlebensmitteln, unbekannten und halb verdorbenen Zutaten kochen konnte. Eine davon war „133 Kochrezepte für 1946, eine Sammlung von Rezepten aus schwerer Zeit“. Damit und mit der Zeitschrift „Wiener Küche“ wollte er einen Beitrag zum österreichischen Wiederaufbau leisten, die Traditionen der Wiener Küche in eine bessere Zukunft hinüberretten und den durch die Hunger- und Mangeljahre verschütteten praktischen Kochkenntnissen zur Wiederbelebung verhelfen. 

Mit über 200 BesucherInnen war das Interesse an der Veranstaltung im Wien Museum sehr groß. Nach einer historischen Einführung durch die Kulturwissenschaftlerin und langjährige Kuratorin des Museums, Susanne Breuss, las Constanze Ruhm, Künstlerin und Enkeltochter von Franz Ruhm, aus der Korrespondenz ihres Großvaters. Danach erinnerte sich Felicitas Ruhm im Gespräch an die Hungerjahre nach 1945 und ihren Vater. „Die ´133 Kochrezepte für 1946´ hat mir einmal eine Dame zu meiner Lesung ´Vom Kaiser bis zum Kochlöffel - Eine Hommage an Franz Ruhm´ mitgebracht, das kannte ich gar nicht.“ Nun wurde das Büchlein vom Wien Museum nachgedruckt und ist im dortigen Shop erhältlich.

Eine Gruppe von Menschen, die um einen Tisch sitzen

Eine Person, die mit einer Gruppe von Personen in einem Raum spricht

Eine Gruppe von Menschen, die für ein Foto posieren

12.06.2025