Die Wasserpegelstände von Wienfluss, Gablitzbach, Karlbach und vielen anderen Bächen rund um Purkersdorf erreichten im Zuge des Hochwassers am Wochenende von 14 bis 15. September noch nie dagewesene Höchststände. Die Stadt und ihre Umgebeung und viele Nachbargemeinden war sehr stark betroffen. Selbst das Hochwasser 1997 sei nicht so dramatisch ausgefallen wie diesmal, bestätigt Bürgermeister Stefan Steinbichler.
Gründe für die hohen Pegelstände waren die hohen Wasserstände des Gablitzbach und der Zufluss aus den vielen kleinen Bächen in der Umgebung. Auch der Wienerwaldsee, der aufgrund von Sanierungsarbeiten kürzlich (ein Glück) um drei Meter abgelassen wurde, ist mit dem Hochwasser um sieben Meter angestiegen und auch hier musste eine Schleuse geöffnet werden. "Hier wird man sich auch zusammensetzen und zukünftige Maßnahmen besprechen, um Katastrophen wie diese in Zukunft zu verhindern", so Steinbichler.
"Das Leben geht weiter, aber ist nach wie vor unglaublich viel zu tun und für viele sind die Schäden unglaublich und betroffene Menschen, Nothilfen, wie auch die Feuerwehr und andere Einsatzverantwortliche, Sozialstellen, Bund, Land, die Gemeinden sind mit Aufräumarbeiten, Hilfsdiensten, Schadensbewältigung auf vielen Ebenen beschäftigt", informiert Steinbichler, der am Samstag Nachmittag mit einem Kaminbrand in das letzte Katastrophenwochenende gestartet war und erstmals am Sonntag um 23 Uhr für drei Stunden schlafen konnte.
Ein Wochenende ohne Schlaf
"Es war für die vielen Einsatzkräfte, Helfer, Gemeindemitarbeiter, Betroffenen unfassbar dramatisch und ein Wochenende ohne Pausen, aber der Zusammenhalt der Gmeinschaft ist unglaublich", berichtet er. Hilfe kam von unglaublich vielen Seiten - von Freiwilligen, Nachbarn, aber auch alle Blaulichtorganisationen agierten koordiniert und über Bundesländergrenzen hinweg.
"Ich war überwältigt, als am Montag der Katastrophenhilfsdienst (KAD) der FF Amstetten mit neun Fahrzeugen und 52 Menschen am Sonntag zu Mittag eintraf und sich sofort an die Arbeit machte", sagt Steinbichler, der als Mitglied der FF selbst im Kommandofahrzeug unterwegs war. Auch die Vize-Bürgermeister leisteten einen aktiven Dienst, sei es mit Updates oder aktiv. "Ich bin stolz auf die Bevölkerung, die Rathausmitarbeiter, die FF Purkersdorf und alle Blaulichteinheiten in der Umgebung - alle haben getan, was in ihrer Macht stand", ergänzt er.
Schäden in Purkersdorf
In Purkersdorf wurden mindestens 80 Keller überschwemmt, alle Übergänge und Unterführungen waren am Sonntag überflutet, Purkersdorf in zwei Hälften geteilt und keine Passierung möglich. Die Feuerwehr pumpt bis heute Keller aus. Es hat einige Großgaragen erwischt, ganz schlimm ist es in der Tullnerbachstraße, wo der Fluss die gesamte Straße überflutet hatte, Autos wegschwemmte, in einer Garage 30 Fahrzeuge nicht evakuiert werden konnten.
Gesperrt sind derzeit die Radstrecken im Christkindlwald bei Wien, die Kastanienallee und die Fürstenberggasse am Wienfluss im Zentrum. Am stärksten betroffen waren die Post- und die Mindersiedlung und viele Straßen etwa die Karlgasse, die Kieslinggasse und andere. Schadensmeldungen bitte an: Schaden@purkersdorf.at
Bei Problemen und als Unterstützungsstelle ist die Hochwasserstelle der Caritas in der Pfarre Purkersdorf ab Freitag, den 20.9., durchgehend auf Bereitschaft. Bitte melden Sie sich hier: 0676/6532281. Ansonsten melden Sie sich bei den Blaulichtorganisationen.
150 Fahrzeuge kaputt
Rund 150 Fahrzeuge sind völlig zerstört, wie ein Wohnmobil, von dem nur noch Bretter übrig sind, Totalschäden oder schwer beschädigt. In der Gemeinde sind bisher (Stand 20.9., Vormittag) 130 bauliche Schadensmeldungen eingegangen. Diese müssen zunächst von der Bauabteilung geordnet und geprüft werden, drei Kommissionen mit sechs Gutachtern müssen diese mit Terminen überprüfen und dann erfolgen die nächsten Schritte. "Es ist eine Herkulesarbeit, die hier entsteht, es werden daher vorübergehend diverse Baueinreichungen leider zurückgestellt und später abgearbeitet", informiert Steinbichler.
Es wird weiterhin von den Bundesforsten und der Naturparkbehörde vor Waldbesuchen gewarnt, nach wie vor können Hangrutschungen passieren, Äste von Bäumen fallen, Bäume entwurzeln und viele Wege sind überflutet.
Millionenschaden erwartet
Der Gesamtschaden allein in der Gemeinde wird voraussichtlich zwischen 1,5 und 5 Millionen Euro liegen - doch das ist nur eine grobe Schätzung. "Gleichzeitig ist Gott sei Dank kein Personenschaden entstanden und alle sind wohlauf. Ich bin überwältigt von der gegenseitigen Unterstützung füreinander, der Solidarität der Menschen. Allein bei der Gemeinde haben sich 40 Menschen angeboten anderen zu helfen, wenn gewünscht."
Auch diverse Strecken der ÖBB sind stark betroffen, insbesondere ab Purkersdorf und Richtung St. Pölten. Es gibt nur eine freie Bahnspur und teilweise Schienenersatzverkehr. Die Strecke über das Tullnerfeld wird wohl über Monate für die Bahn nicht befahrbar sein aufgrund massiver Schäden. Mehr Infos finden Sie in der Scotty App.
Hinweis zur Räumung von Kellern
Vorsicht ist auch bei den Aufräumarbeiten geboten: Die Bezirkshauptmannschaft informiert darüber, dass in Kellern, in denen Pellets feucht werden, sowohl Gefahren durch statische Beeinträchtigungen als auch durch entstehendes Kohlenmonoxid besteht. Kohlenmonoxid ist darüber hinaus auch brennbar. Bitte sorgen Sie für eine ausreichende Belüftung!
Bild: Michael Gindl, FF Kommandant, (hinten) Finanzdirektor Christian Ganneshofer, Stadtamtsdirektor Michael Petschnigg, Bürgermeister Stefan Steinbichler, Bauamtsdirektor Nikolaj Hlavka und Vize-Bürgermeister Viktor Weinzinger trafen sich am Wochenende stündlich für Updates und Einsatzbesprechungen im Rathaus, via Telefon und unterwegs.