Purkersdorf-Zeitreise mit der VHS

VHS Zeitreise

Die Volkshochschule Purkersdorf startete in diesem Jahr mit einem neuen Vortragsangebot zur Geschichte Purkersdorfs. Die zweite Veranstaltung fand am 22.10. unter sehr großem Publikumsinteresse im Bildungszentrum statt. Initiatorin Beatrix Kaukal betonte bei ihrer Begrüßung die Wichtigkeit des Wissens um die Vergangenheit, um Zusammenhänge zu erkennen und auch für die Gegenwart und Zukunft gerüstet und informiert zu sein.

Gestaltet wurde der Abend von Dr. Christian Matzka, Historiker und Erforscher der Stadtgeschichte, der den Zeitraum 1945 bis 1955 in Purkersdorf detailliert und fundiert wieder aufleben ließ. Ein Kapitel der Zeitgeschichte, der unsere Stadt besonders bewegt und geprägt hat. 

Das Kriegsende kam in Purkersdorf recht früh: schon in der Nacht vom 5. auf den 6. April 1945 standen die sowjetischen Soldaten am Wienerwaldsee, unser heutiges Stadtgebiet war ein Teil der Front, am 6. April erreichte die sowjetische Armee das Stadtgebiet von Purkersdorf. In den darauffolgenden Tagen herrschte Angst in Purkersdorf: nicht nur Morde und Exekutionen durch die Soldaten versetzten die Bevölkerung in Angst und Schrecken, auch rund dreißig Personen fanden durch Selbstmorde den Tod, mit einem hohen Anteil von Familienmitgliedern der lokalen Ärzte. Felicitas Ruhm, Zeitzeugin erinnert sich an den erweiterten Suizid und die Angst der Bevölkerung. Allerdings berichtet sie auch von der Freundlichkeit der Soldaten gegenüber Kindern und dem Einsatz ihres Vaters als Koch für die Soldaten. Franz Ruhm war zu diesem Zeitpunkt schon durch das Radio einer breiten Öffentlichkeit bekannt. 

In den ersten Nachkriegsmonaten sorgte der beherzte Ortsvorsteher Josef Zurek für das erste Zustandekommen einer provisorischen Stadtregierung, schon am 12. April 1945 hatte Purkersdorf eine Leitung – in einer Zeit, in der Purkersdorf eigentlich noch zu Groß-Wien gehörte und andernorts noch gekämpft wurde. Rund 3.500 Einwohner hatte Purkersdorf damals, viele Flüchtlinge und ehemalige Zwangsarbeiter zogen durch die Stadt. 

Der Abend wurde aber nicht nur durch Dr. Matzka gestaltet, es war ein lebendiger Austausch, angeregt durch Fotos und Schriftstücke erinnerten sich viele Zeitzeugen an konkrete Vorkommnisse aus dieser Zeit: als die Pummerin durch Purkersdorf gezogen wurde, alte Klassenfotos wurden nach bekannten Gesichtern durchforstet und gemeinsam überlegt, wo sich welche Geschäfte und Lokale befanden. Es war ein spannendes gemeinsames Erinnern.

Auch Zeitzeuge Erich Liehr, der einige Bücher über Purkersdorf verfasst hat, erinnerte sich an die Zeit nach dem Krieg. Er erzählt von der Nahrungsmittelknappheit, die die Menschen mit dem Verzehr von Eicheln, Brennnesseln und Bucheckern zu mildern versuchten, bis hin zu den Panzern der Wehrmacht, der den Kindern als gefährlicher Spielplatz diente. Er erzählt aber auch vom Zusammenhalt und dem Wiederaufbau, vom Bau seines Elternhauses, das genau bei Abschluss des Staatsvertrages fertig war und für ihn den Aufschwung einleitete.

Der Abend war ein voller Erfolg: trotz des manchmal traurigen Themas zeigten die Erzählungen die Durchhaltekraft und den Zusammenhalt der Purkersdorfer, welche die erfolgreiche Entwicklung unserer Stadt einläuteten.

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23.10.2025