Die Theatergruppe Purkersdorf hat in diesem Herbst Friedrich Dürrenmatts „Die Physiker“ mit viel Schwung und Engagement auf die Bühne gebracht.
Zum Inhalt: In der Villa des Irrenhauses „Les Cerisiers“ leben drei Patienten, die sich für Physiker halten: Newton, Einstein und Möbius. An sich handelt es sich um recht friedfertige, unkomplizierte Patienten, jedoch beginnt das Stück mit dem Mord an einer Krankenschwester – schon der zweite Mord innerhalb von drei Monaten. Der Mörder – Entschuldigung „Täter“ – ist schnell gefunden: Einstein leugnet sein Verbrechen gar nicht. Schon der Tod der ersten Krankenschwester gab kein Rätsel auf: Newton gibt das Verbrechen zu. Die Kriminalinspektorin Penelope Voß, grandios verkörpert durch Ursula Fitsch, ist bei den Verhören recht nervös – die „Irren“ verunsichern sie – sprechen die Herren doch eigentlich recht vernünftig. Die Leiterin der Anstalt Mathilde von Zahnd (Bianca Hanke) trägt mit ihrer recht schrulligen Art zur seltsamen Atmosphäre bei. Dann geschieht direkt vor den Augen des Publikums ein dritter Mord an einer Krankenschwester: begangen vom dritten Physiker, Möbius, dessen Frau, überzeugend gespielt von Sonja Schauer, ihn gerade verlassen hat. Am Irrsinn des Physikers hat der Zuseher diesmal keine Zweifel – man bekommt fast Angst vor Roman Haselbacher, der übrigens auch Regie mit Unterstützung von Regina Sykora geführt hat. Wieder ist das Opfer eine Krankenschwester. Die erste Konsequenz ist, dass die weiblichen Krankenschwestern durch männliche ersetzt werden – Bürgermeister Stefan Steinbichler, alternierend mit Vizebürgermeister Albrecht Oppitz – sorgen für die Sicherheit der Bewohner.
Warum ermorden die Patienten ihre Krankenschwestern? Sind die Physiker wirklich die wahren Täter? Und: Wer ist denn nun „verrückt“ – ist es sogar Mathilde von Zahnd, die Anstaltsleiterin selbst?
Ein Stück, das das Publikum ständig auf falschen Fährten führt und mit viel Tiefgang dann auch Fragen zur Ethik der Wissenschaft aufwirft: können und dürfen Entdeckungen verschwiegen werden, wenn man negative Folgen für die gesamte Menschheit erwartet? Welche moralische Verantwortung haben Wissenschaftler für ihre Erkenntnisse? Und welche Konsequenzen kann das Verschweigen von wissenschaftlichen Entdeckungen für den Planeten haben?
"Die Physiker" ist ein zeitloses Meisterwerk, das durch seine dichte Atmosphäre und brisante Botschaft sowohl unterhält als auch erschüttert. Es lädt dazu ein, Verantwortung in einer Welt zu übernehmen, die durch wissenschaftlichen Fortschritt zunehmend komplizierter wird. Die Inszenierung durch die Theatergruppe Purkersdorf schafft es, die tiefgreifende Moral des Stücks unterhaltsam und kurzweilig auf die Bühne zu bringen.
„Das Stück war schon lange auf unserer Wunschliste – ist doch die Entscheidung zwischen technischer Möglichkeit und Moral, die Nutzung von Wissen zum Nachteil von Menschenleben ein Thema, das nie an Aktualität verliert.“, so Obfrau Sonja Schauer. „Es war wieder ein tolles Projekt mit vielen engagierten Akteuren, denen die Arbeit großen Spaß macht.
Das Stück läuft noch bis Samstag, 23.11. im Stadtsaal Purkersdorf.
https://www.theater-purkersdorf.at/tickets-infos/tickets/
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